Fährt man mit dem Auto auf der A1 von Köln aus in Richtung Blankenheim in die Eifel, bleibt einem der kontinuierliche Anstieg in ein Mittelgebirge nicht verborgen. Insbesondere im Frühjahr lässt sich der verhaltenere Vegetationsfortschritt mit zunehmender Höhenlage für den Naturliebhaber sehr gut nachvollziehen. Hat man die Kammlagen der nördlichen Eifel erreicht, bietet sich oft ein offener Blick in eine fast sanft anmutende hügelige frühjahrsgrüne Hochfläche, die von kleineren Waldgebieten durchsetzt ist. Kein Gedanke an eine auch vom Vulkanismus geprägte Landschaft.

Die Vulkaneifel – Eine einzigartige Landschaft

Nach der Fahrt durch das eingekerbte Ahrtal fallen vereinzelt kegelförmige Berge auf. Der Vulkan Aremberg, beim gleichnamigen Ort gelegen, ist dabei einer der markantesten Gipfel im nördlichen Teil der Westeifel. Als Landmarke ist er von einigen „Eifel-Blicken“ (touristische Aussichtspunkte, oft mit einladenden Holzliegen für ein Verweilen ausgestattet) bei Wanderungen immer wieder gut auszumachen. Blickt man in südliche Richtung lassen sich weitere, meist bewaldete Bergkuppen erkennen, wie beispielsweise die beiden höchsten Berge der Westeifel: der Ernstberg und der nur rund acht Meter niedrigere Scharteberg – beide knapp unter 700 Meter über Normalnull. Auch diesen mächtigen Erhebungen sieht man auf den ersten Blick ihre vulkanische Vergangenheit nicht an. Nach der Hohen Acht ist der Ernstberg sogar der zweithöchste Gipfel der Eifel, während der Scharteberg mit seinem unübersehbaren 302 Metern hohen Sendemast, sogar das höchste Bauwerk in Rheinland-Pfalz beheimatet. Der Sender befeuert die Eifelregion heute auf willkommene Art mit seinen elektromagnetischen Wellen für den täglichen Hausgebrauch und schützt damit gleichzeitig den Vulkanberg vor dem Abbau.

Ernst- und Scharteberg sind eifeltypische Schlackenkegel bei denen man im Gipfelbereich fest verschweißtes magmatisches Auswurfmaterial (Schweißschlacken) findet, das im Bereich der Förderschlote abgelagert wurde. Typischerweise finden sich solche Ablagerungen in Phasen ausgeprägter Lavafontänentätigkeit von Vulkanen. Die Intensität dieses Schlackenwurfs bestimmt auch den Verschweißungsgrad der Ablagerungen. Eine Lavafontänentätigkeit setzt heißes, flüssiges Gestein mit einem wirksamen Anteil an magmatischen Gasen voraus. Steigt Magma auf, reduziert sich der Druck und setzt die Gase frei. Aus Gasbläschen werden beim Aufstieg größere Gasblasen, die wegen der geringeren Dichte der Gase immer schneller aufsteigen. Sie erreichen die Erdoberfläche mit hoher Geschwindigkeit und reißen beim Platzen Magmafetzen mit. Je nach Intensität kann das dabei ausgeworfene Material als Asche, Lapilli oder Schlacke abgelagert werden. Magmen entgasen mit der Zeit, so dass bei weiterer Fördertätigkeit Lava aus dem Förderschlot ausfließen kann und mächtige Lavaströme entstehen. Dies lässt sich an eindrucksvollen Aufschlüssen feststellen.

 

Was macht die Maare so besonders?

Die annähernd kreisrunden Maare gehören zu den auch überregional bekanntesten vulkanischen Erscheinungsformen in der Vulkaneifel, wenngleich die meisten von ihnen keine Seen im kesselförmigen Inneren aufweisen. Die derzeitigen Seen in den Maaren sind eher als status quo in der postvulkanischen Entwicklung anzusehen, denn viele Maare waren in längeren Übergangsphasen mit Wasser gefüllt, verlandeten im Laufe der Zeit und wurden so zu Trockenmaare. Zum anderen unterlagen sie in historischer Zeit auch menschlichen Eingriffen wie der Regulation der Wasserstände bis hin zur Trockenlegung oder auch der Wiedervernässung, wie in jüngster Zeit geschehen.

Der Begriff „Maar“ hat in der Vulkanologie auch darüber hinaus eine weiterreichende Bedeutung. Hier steht der Begriff für eine typische „Spielart“ des Vulkanismus im Zusammenhang mit Wasser. Trifft Magma beim Aufstieg beispielsweise in Tiefen von 200 bis 300 Metern auf Grundwasser, sind die Bedingungen nach heutigen Erkenntnissen optimal für eine hydrovulkanische (phreatomagmatische) Eruption, die die Entstehung eines Maares zur Folge hat. Wesentlich hierbei ist eine gute Durchmischung von Magma und Wasser.

Von Magma, Druck und Eruptionszyklen

Wasser bildet jedoch beim Kontakt mit dem heißen, flüssigen Magma einen gut wärmeisolierenden Wasserdampffilm, der einem schnellen Energietransfer entgegensteht. Der Wasserdampffilm kann durch leichte Beben – auch als vulkanischer Tremor bezeichnet – zerstört werden, so dass der unmittelbare Kontakt für den schnellen Energietransfer in Bruchteilen von Sekunden hergestellt ist. Während das Magma thermische Energie an das Wasser abgibt und dabei erkaltet, wird das Wasser weit über seinen Siedepunkt hinaus erhitzt. Damit baut es einen sehr hohen Druck auf, der das abgekühlte Magma fragmentiert, die Kontaktflächen zwischen Wasser und Magma weiter vergrößert und den explosiven Druckanstieg beschleunigt. Auch das umgebende Grundgebirge wird dadurch ebenfalls in Fragmente zerkleinert. Schließlich hält dieses Grundgebirge dem Druck nicht mehr stand, die entstandene Gasphase des Wassers dehnt sich explosionsartig aus und ein Gemisch aus Wasserdampf und fragmentiertem Gestein wird zur Erdoberfläche getrieben. An der Erdoberfläche erreicht dieser Jet-Strom so hohe Geschwindigkeiten, dass er nunmehr bei freier Expansion der Gase in die Atmosphäre aufsteigt und eine turbulente, bis zu mehrere hundert Meter hohe blumenkohlartige Eruptionswolke bildet. Reicht der Auftrieb nicht mehr aus, stürzt die Eruptionswolke in sich zusammen und das Material lagert sich an den Kraterflanken ab. Ein Eruptionszyklus kann anschaulich als Einzellage im abgelagerten vulkanischen Auswurfmaterial nachvollzogen werden. Auch der ballistische Auswurf von Gesteinsblöcken ist in den Ablagerungen sichtbar.

von Alfred Graff

Gekürzte Fassung – Den ganzen Text findet ihr in Endlich Eifel 4 – Feuer der Eifel